Nach dem überraschenden 4:4 zum Saisonauftakt gegen Dormagen gelang unserem Team auch beim ersten Auswärtsauftritt in der NRW-Liga eine Punkteteilung. Beim Stand von 3:4 bestrafte Felix in einem Turmendspiel die passive Verteidigung seines Gegenspieler und brachte seinen verbliebenen Bauern erfolgreich auf die 8. Reihe.
In Oberhausen waren erstmals Eugen und Elena in dieser Saison am Start, während Achim aufgrund seines Einsatzes bei einem Schachturnier in Norddeutschland der Mannschaft nicht zur Verfügung stand. An sieben der acht Bretter wiesen die Gastgeber die bessere ELO-Zahl auf – im Schnitt etwa 100 Punkte. Zumindest in den Eröffnungen machte sich dies nicht bemerkbar. Aik, Norbert und Maksim konnten jeweils mit den schwarzen Steinen Materialgewinne verzeichnen und waren anschließend dafür verantwortlich, die gegnerische Kompensation im Zaum zu halten. Martin, der ebenfalls mit Schwarz agierte, wählte eine zweischneidige Variante, die seinem Kontrahenten jedoch unangenehmes Druckspiel überließ. Mit Weiß hatte sich Stefan am Spitzenbrett gegen IM Becker positionell sehr solide aufgebaut, erhöhte dann aber mit der großen Rochade das Risiko beiderseitiger taktischer Möglichkeiten. Unser IM Eugen spielte wie fast immer aktiv nach vorne und brachte seinem Gegenspieler positionelle Schwächen bei. Elena, ihres Zeichens WIM, ließ im eigenen Lager keine Schwächen zu, sondern versuchte stattdessen, welche im gegnerischen Aufbau ausfindig zu machen. Und Felix hatte wohl schon eine Vorahnung, dass es heute für ihn ein echtes Geduldsspiel werden würde.
Elena beendete als Erste ihre Partie. Obwohl es ihr gelungen war, leichte Schwächen am schwarzen Königsflügel zu provozieren, reichte dies offenbar nicht zu einem größeren Vorteil, sodass sie sich mit ihrem Gegner auf Remis einigte. Ein anderes Bild zeigte sich an Tisch 8. Maksims Partie hätte den Titel „Brett in Flammen“ zweifelsohne verdient gehabt. Beide Seiten arbeiteten munter mit taktischen Tricks, wobei Maksim den besseren Überblick behielt. Da half es seinem Gegner auch nicht, dass er sich eine neue Dame holen durfte. Stefan bedauerte im Nachhinein, dass er sich nicht umsichtig genug verteidigt hatte, als der gegnerische Spitzenspieler zur Attacke blies. Leider war es Stefan nicht mehr vergönnt, gegen den ehemaligen Weltklassespieler Vlastimil Hort anzutreten, der jahrelang für die Gastgeber am 1. Brett saß. Eugens „Spiel nach vorne“ hatte seine Dame etwas zu wörtlich genommen und sich auf b8 verrannt. Nach dem unvermeidbaren Damentausch war die „Luft raus“ und die Punkteteilung die logische Folge.
Zu diesem Zeitpunkt stand Norbert bereits auf verlorenem Posten, da seine Variantenberechnung bei einem Qualitätsopfer ein Loch hatte. Der materielle Nachteil war auf lange Sicht nicht mehr zu beheben. Auch Martins Widerstand war gebrochen, als die gegnerischen Schwerfiguren seinen Monarchen ins Visier nahmen. Aik konnte gar zwei Mehrbauern sein Eigen nennen. Er hatte es jedoch mit einer sehr kreativen Spielerin zu tun, die die Koordination seiner Figuren gehörig störte. Allerdings kostete sie dies viel Bedenkzeit, die ihr im entscheidenden Moment fehlte. Zwar eroberte sie beide Bauern zurück, musste aber den Abtausch sämtlicher Türme zulassen. Im entstandenen Endspiel erfreuten sich Aiks Dame und seine Leichtfiguren großer Aktivität, was schließlich zum Damentausch und einem Figurengewinn führte. Nach einem „Springertanz“ drohte Aik mit der Eroberung eines wichtigen Bauern – für seine Gegnerin das Signal zur Aufgabe.
Schließlich bannten fast alle auf Brett 7. Jede Seite besaß noch sechs Bauern und einen Turm – es drohte Zugwiederholung, was eine 3,5:4,5-Niederlage für uns bedeutet hätte. Daher ging Felix ins Risiko und verschaffte sich unter zwischenzeitlichem Bauernopfer einen Freibauern auf der h-Linie. Um diesem die Freude an der Umwandlung in eine Dame zu nehmen, musste sein Oberhausener Gegner seinerseits Zugeständnisse in Form von „Bauernrückgaben“ machen. Es verblieb letztlich der weiße f(Felix)-Bauer auf dem Brett, dem es tatsächlich gelang, sich bis zur Grundlinie vorzuarbeiten.
Beim anschließenden Essen wurde konstatiert, dass es ohne die Jugend im Verein auf keinen Fall geht. Mit ihren Partiegewinnen bescherten die „Youngster“ Aik, Maksim und Felix der Mannschaft den Löwenanteil beim zweiten Teilerfolg der Saison.
Am 10. November gibt der haushohe Favorit aus der Landeshauptstadt seine Visitenkarte in der katholischen Grundschule in Schwelm ab. Selbst wenn dieser nicht mit allen fünf gemeldeten Großmeistern und drei Internationalen Meistern antritt, dürfte unsere Mannschaft vor einer Herkulesaufgabe stehen.